Bitcoin ist mein Wertesystem

Als ich in den 80er Jahren mein Studium der Informatik mit Betriebswirtschaft begann, ahnte ich nicht, dass mir Jahrzehnte später meine Fächer wie verteilte Datenbanksysteme, Kommunikationsprotokolle, Netzwerktechnologien, Kryptographie, Spieltheorien und der produktive Einsatz von Informationstechnologien in der Wirtschaft auf ganz andere Art wiederbegegnen sollten.

Ich nutzte Online Banking schon Jahre bevor 1989 das Internet an den Start ging und beobachtete mit großem Interesse die Entstehung der großen IT-Firmen und Plattform-Ökonomien in den 90ern. Ich habe das Thema Privacy der Cypherpunks genauso neugierig verfolgt wie die Entwicklung smarter Endgeräte seit den 2000er Jahren. Exponentieller Technologiefortschritt und ökonomische Netzwerkeffekte waren mir seitdem geläufig.

Der Start eines magischen Internetgeldes blieb mir nicht verborgen, und auch wenn ich Bitcoin zunächst von der technischen Perspektive kennengelernt habe, war ich fasziniert von seiner Kraft auf einer ganz anderen Ebene. Ich komme gleich darauf zurück, warum ich daher Anfang 2023 mehrere wesentliche Entscheidungen für mein zukünftiges Leben getroffen habe.

Ich war beruflich viel unterwegs und habe meine Familie häufig nur am Wochenende gesehen. Dies konnte ich zunächst auch nicht fundamental verändern, als meine Frau Ende 2010 an Krebs erkrankte und wir in den Folgejahren immer wieder Rückschläge erlebten, um sie Anfang 2018 nach einem Jahr als Pflegefall im Rollstuhl zu verlieren.

In den Jahren währenddessen hatte ich häufig abends sehr viel Zeit. Viel Zeit, um mehr über ein magisches Internetgeld zu lernen und letztendlich in das bekannte Rabbit Hole zu fallen. Viel Zeit, um mich abzulenken von der Krankheit, die unsere Familie so schwer belastete. Viel Zeit, um so viel über Bitcoin zu lernen, wie ich konnte. Und das half mir sehr.

Interessanterweise fing ich damals auch mit professioneller Fotografie und Grafikdesign an, und immer wenn ich gefragt wurde, was der Auftrag kosten solle, habe ich geantwortet: „Zahlt mir bitte am Ende das, was es Euch wert ist“. Alle Fotos habe ich meinen Kunden zunächst Open Source bereit gestellt, um mich dann im Sinne von Value for Value (v4v) überraschen zu lassen. Kommt das bekannt vor?

Vierunddreißig Jahre lang engagierte ich mich auch für soziale und kulturelle Projekte in einem weltweiten Netzwerk von Freunden, die sich in einer Wertegemeinschaft zusammengeschlossen haben, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Das funktioniert nur mit ausgeprägter Kooperationsbereitschaft. Kommt das bekannt vor?

Drei Jahrzehnte arbeitete ich als Stratege und entwickelte in Unternehmen neue und überarbeite alte Geschäftsmodelle, um langfristig die Überlebens- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Dabei ging es immer im Kern um die Value Proposition, den Nutzen oder den Wert, den eine Dienstleistung oder ein Produkt besitzt. Und das fasziniert mich noch heute. Vor allem bei Bitcoin.

Als ich 2016 das erste Mal im Internet für Printprodukte mit Bitcoin zahlen konnte, war es um mich geschehen, und ich erfuhr mehr und mehr darüber, wie wertvoll und nützlich Bitcoin für die Menschheit sein kann. Aber erst im Herbst 2022 erlebte ich auf der BTC22 in Innsbruck Menschen, die durch Freundlichkeit, Offenheit, Kooperations- und Unterstützungsbereitschaft, Interesse an Anderen, Wissendurst und vor allem einem starken Veränderungswillen geprägt zu sein schienen.

Diese neue Wertegemeinschaft hat mich magisch angezogen, und erst am 17. Januar 2023 nahm ich zum ersten Mal an einem einungszwanzig Meetup in Frankfurt teil. So bunt gemischt die Menschen dort waren, so sehr spüre ich jedes mal diesen Wertekanon, wenn ich bekannte oder neue Bitcoiner treffe. So war meine erste Entscheidung die intensive Teilnahme und auch Gründung von Meetups, die Teilnahme und Vernetzung an vielen Bitcoin-only Kongressen, Events und Workshops aber auch das Angebot von Vorträgen, am liebsten zu meinem Thema Wert und Nutzen von Bitcoin.

Beruflich leitete ich das Innovationsmanagement einer Netzwerk- und Entwicklungsplattform für Logistik und Mobilität, einer Art Wirtschaftsförderung des Landes, und so lag es nah, mich mit diesen Erfahrungen bei inhaltlichen Konzepten, der Vernetzung und der Organisation von Events der Adoption von Bitcoin zu widmen. Daher biete ich anderen Bitcoinern gerne meine Unterstützung an, auch bei der Umsetzung eigener Träume – wo es geht.

Meine zweite Entscheidung war die Beendigung meines langjährigen sozialen Engagements, damit ich mehr Priorität auf Bitcoin legen kann. Ich bin zudem der Überzeugung, dass ich durch Aufklärung und Bildung „an der Basis“, u.a. unserem defekten Geldsystem langfristig persönlich mehr erreichen kann als durch ein ehrenamtliches „Herumlaborieren“ an Missständen und Symptomen im sozialen und kulturellen Bereich.

Meine dritte Entscheidung betraf meinen geliebten Fiat-Job – und das meine ich genauso. Diesen habe ich im Sommer 2023 beendet, um dabei zu helfen, die Adoption von Bitcoin voranzutreiben und die Welt vielleicht zu einer besseren zu machen – für meine Kinder.

Bitcoin habe ich sehr viel zu verdanken. Und ich hatte die letzten Jahre viel Glück: eine neue Liebe (die übrigens ebenfalls zur Bitcoinerin wurde), zwei gesunde Söhne (ebenfalls Bitcoiner) und zwei Bonus-Töchter (eine davon Bitcoinerin), Gesundheit und Zufriedenheit. Jetzt ist es an der Zeit, dies Bitcoin zurückzugeben.